Am Abend des 24.Juni 2012 zog eine Squalline über die Nordhälfte Österreichs. Diese brachte kurze, aber heftige Gewitter und zeitgleich auch deutliche Abkühlung. Die Front schwächte sich mit weiterem Voranschreiten immer mehr ab und brachte nicht mehr als nur wenige mm Niederschlag in Form von Regen und ein bisschen Wind.
Jedoch zog diese mit einer impossanten Blitzshow auf.
Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen eine Zeitrafferaufnahme von dieser Blitzshow zu machen.
Am 20. Juni 2012 erreichte die erste Hitzwelle des Jahres ihren absoluten Höhepunkt und mit Spitzenwerten von bis zu 36°C und verbreitet Taupunkten von bis zu 22°C kam so ziemlich jeder ins schwitzen. Jedoch entstanden schon am frühen Nachmittag des Tages die ersten Unwetter und diese wurden rasch mehr. Durch die ungewöhnlich heiße und feuchte Luft standen den Gewittern enorme Energiemengen zur Verfügung und bald entwickelten sich entlang der gesamten Alpennordseite einige heftige Gewitterzellen.
Auch abseits der Gewitter wurde der Himmel immer turbolenter und anhand der Wolken konnte man schon erahnen, dass die Luft förmlich zu kochen scheint.
Es dauerte nicht lange und die ersten Blitze am frühen Abend ließen nicht lange auf sich warten.
Und es Blitze, von zum Glück nur mäßig starken Niederschlägen begleitet, munter weiter bis in die Nacht hinein.
Weitere Blitzfotos gibr es im Forces of Nature Fotoalbum
Wie kommt es aber dazu, dass es Stundenlang blitzen kann?
Vorhin habe ich erwähnt, dass einige Gewitter entstanden sind und diese haben sich im Laufe des Abends zu einem so genannten Multizellencluster, kurz MCS, zusammengeschlossen. So etwas passiert sehr oft, wenn verbreitet Gewitter auftreten. Typisch dafür sind auch die so genannten "Anvil Crawler" (=Wolkenblitze), die bei dieser besonderen Gewitterform auch über längeren Zeitraum bei oftmals nur mäßig starken Niederschlägen, besonders Nachts schön zu beobachten sind.
Am 20. Juni bildete sich jedoch ein besonder großer Multizellencluster, der beinahe per Definition als ein so genannter MCC eingestuft hätte werden können. Jedoch sieht man hier am Infrarot Radar, dass dieser nur zwischen ca 17h und 20h UTC die Kriterien dafür erfüllt, was eben um 3Stunden zu kurz ist.
Hier noch ein Bild, als dieser Cluster die Größenkriterien für einen MCC genau erfüllt hat. Solche großen und schön ausgeprägten Komplexe bilden sich in Mitteleuropa sehr selten.
Zum Abschluss noch eine Animation der gestrigen Blitze und insgesamt wurden über 157000 Blitze registriert.
Hier gibt es eine genauere Analyse zu diesem Ereignis vom Meteorologen Manfred Spatzierer
Am 12. Juni 2012 blizte es über Österreich wiedermal. einzelne Funnel Sichtungen, Überflutungen und Starkniederschläge sprechen für die Heftigkeit dieser Front über Österreich. Gegen 20 Uhr Abends erreicht diese auch Wien und ich konnte diese eindrucksvolle Böenfront mit Shelf Strukturen festhalten.
Teilweise gab es auch Verwirbelungen in dieser Front, die man vorallem auf der Zeitrafferaufnahme gut erkennen kann.
Da es schon dämmrig wurde, entschloss ich mich die eindrucksvollen Blitze fest zu halten. Als erstes habe ich es mit meinem schwachen ND8 Graufilter versucht, der eine 8 mal längere Verschlusszeit erlaubt und ich bis zu 2 Sekunden belichten konnte. Mit dieser Methode habe ich mein erstes richtiges Blitzfoto machen können, wobei es nicht empfehlenswert ist, Blitze mit einem Graufilter abzulichten. Da die Blitze vom Licht der Umgebung wieder überblendet wird und somit dessen Licht abgeschwächt wird und nur noch leicht zu erkennen ist.
Viel bessere Aufnahmen gelangen mir dann schon in der Fortgeschrittenen Dämmerung. Hier habe ich mit geschlossener Blende und ohne Graufilter 2 Sekunden belichtet und das Licht dieses Blitzes erhellte die Umgebung deutlicher.
Gegen 22 Uhr blitzte es noch weiter und ich konnte nun auch das erste mal bei Nacht ein paar bombastische Blitze einfangen.
Weitere Fotos gibt es in der Forces of Nature - Fotogallerie zu sehen.
Am 8. Juni 2012 ereignete sich ein eher seltenes Naturschauspiel, welches in der Intensität selbst in ganz Österreich nur ca 10 Mal pro Jahr vorkommt. In dem diesmal betroffenem Gebiet passiert sowas nur alle 50 bis 100 Jahre. Besonders betroffen war diesmal auch meine Heimat, Wieselburg und Umgebung, sowie der westliche Melker Bezirk in Niederösterreich. Hagelgeschosse mit über 6cm Durchmesser und ein wahrscheinlicher Tornado ca 15 bis 20km westlich von Wieselburg, im Amstettner Raum.
BERICHT:
Begonnen hat alles am späten Nachmittag eines schönen sonnigen Sommertages, mit schwülen 27°C und einem Taupunkt von über 17°C. Solche Bedingungen fördern üblicherweise die Bildung heftiger Gewitter. Jedoch war an diesem Tag noch zusätzlich ein schwergewitterfördernder Faktor sehr ausgeprägt, nämlich die Windscherung! Das bedeutet, dass während es am Boden, Wind aus Süd - Östlichen Richtungen gab, herrschte in höheren Luftschichten Wind aus westlichen Richtungen. Perfekte Bedingungen zur Entstehung rotierender Gewitter.
Dieses ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Radarbilder zeigten die Entstehung einer heftigen Gewitterzelle, die Kurs direkt auf meinen Standort hatte und schon gegen 18 Uhr viel mir der mächtige Amboss und Aufwindturm des Unwetters auf.
Zu diesem Zeitpunkt schien noch alles friedlich und die Welt in Ordnung zu sein, aber erste Bilder der Stormchaser, die an diesem Tag auch unterwegs waren, zeigten mir eine beängstigende Entwicklung. Auch die Strukturen des Eisschirms der Zelle deuteten durch sehr ausgeprägte Mammaten schon gegen 18h30 auf sehr viel Dynamik in der Zelle hin.
Daraufhin verdunkelte sich der Horizont immer mehr und gegen 18h 40 wurde der Aufwindbereich, der mittlerweile schon als stark einzustufenden Klassischen Superzelle, sichtbar. Strukturen, wie ich sie noch nie in meinem Leben sehen konnte und wenn man den Konturen der Wolken folgt sieht man förmlich, wie die Zelle rotiert.
Dieses Foto entstand 7 Minuten später gegen 18h47 und man konnte auch die zerfranste Wallcloud unter dem dunklen rotierenden Aufwindteller der Zelle nun eindeutig erkennen.
Unaufhaltsam zog sie weiter und zu diesem Zeitpunkt kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus . Das was ich bisher nur aus dem Fernsehen und einzelnen Youtube Videos aus Amerika kannte, spielte sich direkt vor meinen Augen, vor meinem Elternhaus ab. Dieses rotierende Monster produzierte einen Rüssel Richtung Boden, eine eindeutige Funnelcloud und höchstwahrscheinlich auch einen noch nicht bestätigten Tornado.
Eindeutig zu erkennen die trichterförmige Absenkung unter der Wallcloud und am Zeitraffer im Video, erkennt man auch eindeutig die Rotation des Komplexes.
Auch die Südflanke dieses Unwetters, wo die meiste Warmluft zur Gewitterturmbildung hochgesogen wird, war sehr ausgeprägt und bot einen mächtigen Anblick!
Jedoch woran erkennt man, dass so ein Unwetter rotiert?
Es ist ganz einfach, man erkennt es an den Wolkenstrukturen. Hier habe ich einmal das Original und als zweites habe ich die einströmende Warmluft mit rot und die ausfallende Kaltluft mit blau markiert. Mit weiß habe ich den Luftwirbel im Zentrum des rotierenden Komplexes, den wahrscheinlichen Tornado, markiert. Durch die ausströmende Kaltluft und die einströmende Warmluft, die aufeinander prallen, entsteht diese Verwirbelung und desto wärmer, feuchter und somit auch Energiereicher die Warmluft ist, desto größer ist ihr Bedürfnis auf zu steigen und diese reißt somit auch die Kaltluft wieder mit nach oben und es entsteht der Sog einer rotierenden Trichterwolke, bzw ein Tornado.
Wie vorhin schon erwähnt wird die Bildung solcher Ereignisse natürlich durch gute Scherungsverhältnisse begünstigt und die aufsteigende Luft kann leichter in Rotation versetzt werden.
Nach Sichtung dieses unglaublichen Spektakels brachte ich kaum noch ein Wort heraus, aber der Auslöser meiner Kamera lief auf Hochtouren.
Immer näher kamen diese dunklen Wolken und nun wurde auch der helle Hagelkern eindeutig Sichtbar, der sogenannte "Core" im linken Bildteil.
Die vielen kleinen Rüsselchen unter der Wallcloud deuten darauf hin, dass es jederzeit zu einer Tornadobildung unter der Wallcloud kommen kann und hier am letzten Foto deutlich zu erkennen die bläuliche Färbung in den Wolken. Diese kommt durch die enormen Eis und Wassermassen darin zu stande. Wer sich zu diesem Zeitpunkt noch ungeschützt im Freien aufhält begiebt sich in akute Lebensgefahr!
Im Nachfolgendem Video sieht man im Zeitraffer eindeutig die Rotation des Unwetters und der Funnelcloud, bzw des wahrscheinlichen Tornados. Danach erkennt man den Starkregen, der von der Ausfallenden Kaltluft von Nord nach Süd geweht wird und auch das tiefe Grollen was langsam immer lauter wurde und die herannahende Katastrophe ankündigte.
Wie kann es passieren, dass der Hagel so groß wird?
Wer den Bericht bis hierher aufmerksam durchgelesen hat, wird die Antwort schnell finden.
Die warme Luft steigt auf, kondensiert zu einer Wolke, und ab einem gewissen Grad ist so viel Wasser in der Wolke drinnen, dass diese wieder Wasser auswirft, eben den Niederschlag. Desto heftiger dieser Prozess ist, desto heftiger der Niederschlag, bzw desto größer die Wassertropfen. Oftmals kann hier auch kleiner Hagel oder Graupel entstehen.
Wie vorhin schon erwähnt, wird die ausfallende Kaltluft aus der rotierenden Gewitterzelle wieder in den Aufwind eingesaugt und diese Kaltluft nimmt auch Niederschlag, eben Regen und kleine Eiskörner mit. Somit werden diese wieder mit in die Höhe gerissen, wo es kälter ist, und können weiter wachsen. So entsteht auch die unregelmäßige Struktur der großen Hagelkörner, da diese genaugenommen aus vielen einzelnen kleinen Hagelkörnern bestehen, die durch wieder aufgesaugte Wassertröpfchen in größerer Höhe weiter zusammenfrieren.
ANALYSE:
Wie schon erwähnt, gab es an diesem Tag sehr schwül-warmes Wetter und sehr gute Bedingungen zur Entstehung solcher Unwetter. Diese Gewitterzelle kann eindeutig als Klassische Superzelle bzw auch als Höchstwahrscheinlich Tornadische Superzelle eingestuft werden. An dieser Stelle möchte ich auf den ausführlichen Chasingbericht und die Analyse der Superzelle selbst, auf wetteran.de verweisen.
Diese Superzelle entstand im Vorfeld einer sehr schnell ziehenden Kaltfront, die mit diesem Monster sehr bald zu einem so genannten Bow Echo verschmolz, das besonders viel Niederschlag bringt.
Hier ein Radarloop, auf dem man im Vorfeld den kleinen rot leuchtenden
Giftzwerg erkennen kann und dieser dann mit der Squalline vor der Kaltfront verschmilzt.
Auf dem Niederschlagsradar erkennt man schon, dass es sich hier um eine rotierende Zelle handelt, da diese im Querschnitt oft eine eindeutige Neigung aufweist und etwas herumzueieren scheint, wie ein Kreisel, was ein sehr eindeutiges Indiz ist.
Als nächstes Loop, hier die Radardaten vergrößert mit Google Maps.
Man sieht sehr gut den scharf verlaufenden Gradienten der Zelle und auch später dann, im letzten Bild, das verschmelzen mit der nachkommenden Squalline zum sogenannten Bow Echo
Die Blitzaktivität war an dieser Front sehr hoch, vorallem zu dem Zeitpunkt als die Superzelle und die Squalline gegen 17h UTC verschmolzen.
in weiterer Folge verclusrtete dieser Komplex und zog als sich langsam abschwächender MCS weiter Richtung Tschechien.
Jedoch für eine genauere Analyse zu diesen Frontendurchzug verweise ich auf den Wetterblog von Manfred Spatzierer
Weitere Bilder zu diesem Ereignis gibt es in der Fotogallerie zu sehen.
EPILOG:
Manche haben mich schon gefragt, warum kommt sowas grad zu uns!? ...
Auf diese Frage weiß ich leider keine Antwort, und höchstwahrscheinlich auch viele Meteorologen noch nicht. Aber es ist erwiesen, dass Gewitter bevorzugte Bahnen einschlagen und in manchen Gebieten diese auch bevorzugt entstehen. Auch im Jahr 2012 ist es praktisch unmöglich die genaue Zugbahn und die Uhrzeit von Gewittern vorherzusagen. Vorallem Superzellen sind sehr schwer zu prognostizieren und man kann nur Tendenzen und mögliche gefährdete Gebiete angeben. Hier sind wir der Natur voll und ganz ausgeliefert und das einzige was wir tun können ist, diese mit offenen Augen zu beobachten und aus ihr zu lernen, damit zumindest keine Verletzten mehr durch solche Unwetter zu beklagen sind.
Sachschäden lassen sich hier leider nur schwer vermeiden und an dieser
Stelle möchte ich mich recht herzlich bei der Freiwilligen Feuerwehr bedanken,
die dieses ganze Wochenende damit verbracht haben, vom Hagel beschädigte Hausdächer wieder ab
zu dichten und auch das Dach meines Elternhauses abgedichtet haben, um
etwaige Schäden durch nachfolgenden Regen zu vermeiden. Danke!
Heute morgen sollte auch über Österreich ein seltenes Naturschauspiel beobachtbar sein, was im Allgemeinen nur jede dritte Generation beobachten kann. Das nächste mal wird dieses Ereignis erst wieder in 105 Jahren, also im Jahr 2117 zu sehen sein, was somit die Meisten, die das hier lesen, kein zweites mal mehr erleben können.
Das hat mich dazu veranlasst, pünktlich um 4:50 zum Sonnenaufgang, auf den Balkon des 8. Stockes meines Studentenwohnheimes zu gehen und wenige Minuten vor Sonnenaufgang war die Stimmung schon ziemlich schön.
Die Sonne lies nicht mehr lange auf sich warten und binnen weniger Minuten tauchte diese alles in mystisch wirkendes Licht.
Dann habe schnell meinen ND400 Graufilter auf mein 70-300mm Objektiv geschraubt, um die helle Scheibe der Sonne so weit abdunkeln zu können, damit diese nicht mehr überblendet wird.
Das Foto habe ich mit 300mm Brennweite, Blende 20, Belichtungszeit 1/100 sek und ISO 100 aufgenommen.
Die Sonne wirkt her ein wenig verzerrt, da ihr Licht beim Sonnenaufgang von der Atmosphäre ein wenig verzerrt wird. Links ein Verfizierungsfoto eines Beoachtungssateliten, rechts mein etwas Kontrastverstärktes Bild, geschossen um 5:08.
Man erkennt hier schön die Venus als dunklen Fleck auf der Sonne und weiters noch einige Sonnenflecken, die zurzeit auf der Sonne zu beobachten sind.
In weiterer Folge habe ich hier noch ein paar Bilder vom Sonnenbeobachtungsprojekt Solarham.net, die noch weitaus beeindruckendere Bilder machen konnten.
Und hier auch noch ein kurzes Video des vollen Transits, ebenfalls von Solarham.net
An diesem besonderen Morgen gab es einen besonders schönen Sonnenaufgang, und diese Stimmung habe ich natürlich auch eingefagen
Weitere Bilder gibt es noch in der Fotogallerie zu sehen
Am Abend des 3.6. zog von Bayern ausgehend eine Gewitterträchtige Kaltfront richtung Osten. Diese erreichte in Oberösterreich ihre größte Aktivität und schwächte sich auf ihrem weiteren Weg jedoch wieder ab. Hierbei handelte es sich vorallem über Oberösterreich um einen typischen Multizellencluster, wie man auch am Blitzradar schön sehen konnte.
Jedoch schwächte sich der Komplex im Laufe des Abends wieder deutlich ab.