Am 10. und 11. August wurde in Mitteleuropa der Sommer 2014 von der massiven Kaltfront des Ex-Hurrikan Bertha endgültig beendet. Zwei Tage danach bildete sich ein kräftiges Randtief, dessen Kaltfront über dem Südosten Österreichs massive Unwettererscheinungen bringen sollte. Diese blieben allerdings aus.
Was es mit dieser Geschichte auf sich hat möchte ich nun in folgendem Beitrag näher erklären.VORGESCHICHTE:
Die Wochen zuvor gab es unbeständiges Sommerwetter mit schwül warmer Witterung und immer wieder Gewittern, wie auch schon im vorigen Beitrag gezeigt.
Doch in der zweiten Augustwoche änderte sich die Großwetterlage markant, als ein ehemaliger Hurrikan auf Europa zusteuerte. Zum Glück blieb es bei mäßig starkem Wind, jedoch räumte die mächtige Kaltfront die schwül-warmen Luftmassen über ganz Europa auf, was in teils mächtigen Unwetterlinien resultierte. Die Mächtigkeit dieser Kaltfront sah man besonders am 11. August mehr als deutlich.
Im folgenden Loop sieht man schön das Randtief 2 Tage nach dieser markanten Kaltfront, wie es langsam ostwärts zog und die Kaltfront am Abend mit dem Jet-Stream dann gezündet hat.
Bei nachfolgender Grafik ist schön zu erkennen, wie der Jet-Strem über Europa (linkes Bild) die Gewitter am Abend des 13.August gezündet hat (rechtes Bild). Rot angedeutet im rechten Bild die Zugbahn der Unwetter, die eindeutig mit dem Jetstream verlaufen.
Diese Kaltfront blies auch die letzten Reste der sommerlichen Warmluft aus Mitteleuropa fort.
Jedoch warum das Setup für schwere Unwetter optimal war und warum diese dann im Südosten Österreichs, besser gesagt im Grazer Becken, ausblieben, erkläre ich im nächsten Kapitel.
ALLES TOP, TROTZDEM FLOP:
1. PROGNOSE
Alles sah auf den Vorhersagekarten Perfekt aus. Auf folgendem Loop sieht man, dass das Energielevel auf bis zu 1000J/kg Luft (CAPE) steigen sollte und die Pfeile zeigen mit ihrer Länge die Windstärke in der jeweiligen Höhe, die von der Pfeilfarbe gezeigt wird. Daran erkennt man deutlich wie stark die Unterschiede waren und das bedeutete an diesem Tag eine enorm starke Scherung!
Auch in anderen Modell Composits wurden kräftige Unwetter (Violette Punkte) berechnet, die an jenem Tag ohne weiteres für viel Hagel, Sturm und außergewöhnlich fotogene Gewitterstrukturen sorgen hätten können.
Doch die negative Energie, die der CAPE entgegenwirkt, war in den Vorhersagemodellen im Grazer Becken für den Abend relativ hoch berechnet, was wir allerdings nicht näher beachtet haben. Die Bedeutung dieser in diesem Fall erkläre ich allerdings etwas später..
2. ABLAUF:
Der Boden war nass und die Luft war kühl von den Schauern des Vortages, aber von Süd-Osten floss Energiereiche Luft in die Alpenrepublik und somit brachen wir auf zu einem spannenden Stormchasing.
Doch schon nach wenigen Stunden viel uns ein Kaltluftsee übern Grazer Becken negativ auf, da uns der alles vermiesen könnte, was er im Endeffekt auch tat. Im nächsten Foto habe ich skizziert was da genau passiert ist.
Die Roten Pfeile zeigen die Warme Luft an, die advehiert wurde. Jedoch war es in den Morgenstunden sehr kühl, feucht und bewölkt, weswegen sich im Grazer Becken eine Inversion bilden konnte. Die Sonne hat mitte August nicht mehr die Kraft die sie noch zwei Monate zuvor hatte, weswegen sie diese Inversion nicht mehr auflösen konnte. Ebenso war die Advektion nicht stark genug um die schweren kalten Luftmassen über die Alpen zu heben und somit gab es entlang des Alpenostrandes (Schwarze Linie) ein umströmen des Kaltluftsees, was diesen in Rotation versetzte und eben diese sich selbst erhaltende Inversion zur Folge hatte.
Als wir das bemerkten und dieses unerwartete Wetterphänomen und seine Auswirkungen durchschaut hatten und das mit der angedeuteten Negativ Energie in Verbundung brachten, wussten wir, das wir von Graz aus nach Osten mussten, raus aus dem Kaltluftsee! Denn die Kaltfront war mittlerweile schon unmittelbar vor uns und nach einer kurzen Pause schien sie wieder aktiver zu werden.
Auch anhand der detaillierten Blitzkarte sieht man schön den Sprung über die Inversion und wie es davor und danach Blitze gab.
Als wir gegen 19 Uhr30 dann schon kurz vor Bad Radkersburg waren näherte sich mit rasantem Tempo eine unheimlich wirkende dunkle Schauerfront, die bald auch erste Blitze von sich gab.
Es wurde rasch dunkler und kräftige Böen über 60km/h sowie die immer näher rückende Schauerfront begleiteten unser Stormchaser Team. Leider war die Front mit ca 80-100 km/h unterwegs, weswegen wir aufgrund der vielen Ortschaften und des unzureichenden Straßenausbaus nicht mehr davor kamen und eine weile unter der Böenfront fuhren.
Nach einer kurzen Hetzjagd beschlossen wir uns überrollen zu lassen und es folgte kurzer Starkregen der in wenigen Minuten um die 10l/m² brachte und begleitet von kühlen Windböen zog die Gewitterfront sich weiter Verstärkend nach Osten ab.
Zum Abschluss noch ein kurzes Video, was die Gewitteraktivität über Europa mit Ex-Hurrikan Bertha und dem kräftigen Randtief zeigt. Ein längeres Video, das die viele 100km langen Zugbahnen der großen Gewitterfronten deutlicher zeigt, folgt in den kommenden Tagen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen