Freitag, 14. Januar 2011

Winterhochwasser vom 12. bis 14. Jänner 2010

Erste Einschätzung am 09.01.2011 

Als erstes möchte ich mich bei Manfred Spatzierer für den doch sehr ausfürlichen und interessanten Blogeintrag bedanken, der mich auf die Gefahr eines bevorstehenden Hochwassers aufmerksam gemacht hat.
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Die letzten Tage sind mir in den Wettermodellen auch schon größere NS Summen auf gefallen, aber bei maximal 40mm und verbreitet 20 bis 30mm Regen auf zwei Tage auf geteilt sah ich kaum eine erwähnenswerte Gefahr durch Hochwasser. Jedoch NS Summen von verbreitet 50mm und stellenweise bis zu 80mm, würden den Spieß natürlich umdrehen! In Kombination mit der dadurch verbundenen massiven Schneeschmelze würden beachtliche Wassermassen zusammenkommen! Und da der Boden unter dem Schnee durch die frostige Periode Ende 2010 sehr stark durchfroren war, würde auch das Wasser nur oberflächlich abfließen können, bzw. nur in die oberste Bodenschicht eindringen, was ein matschiges Abenteuer auf vielen Wiesen bedeuten würde.



Die Ausgangssituation im Detail:

(Ich gehe im allgemein davon aus, dass 1cm Schnee, 1mm Regen enspricht)
Schnee lag in den Bergen nicht all zu viel, was auch auf die Wärmeperioden der vorhergehenden Wochen in mittleren und höheren Schichten zurück zu führen war. Aber denoch lagen an der Alpennordseite verbreitet 20 bis 50cm, stellenweise sogar mehr. Auch im Flachland bzw Hügelland lagen noch größtenteils um die 15cm Schnee, jedoch war es stellenweise in tieferen Lagen im NO Österreichs schon aper. Wenn diese doch noch verbreitete Schneedecke, in der teilweise deutlich mehr Wasser als 1l/m² pro cm Schnee gespeichert war,  bis zum Eintreffen der Lage halten würde, würde das Schmelzen durch den Regen und die höheren Temperaturen einen beachtlichen Beitrag zur potentiellen Hochwasserlage liefern können!

Fest stand auf jeden Fall, dass die 3 Hauptfaktoren für ein Hochwasser im Winter vorhanden waren. Schmelzwasser, viel Regen und gefrorene Böden, die das Wasser sofort in die Flüße leiten.


UPDATE 10.01.2011 - Modelle haben sich geeinigt, Maximalsummen verringert

Die Modelle hatten nun die Niederschlagssummen angeglichen und haben sich in der goldenen Mitte getroffen.
Bei Summen von verbreitet an die 40l/m² und in Staulagen an die 60l/m² blieb die Lage dennoch interessant, wenn auch nicht gar so gefährlich, wie am Vortag noch befürchtet.
Da das Ereignis aber noch zwei bis drei Tage in der Zukunft lag, hatte ich diese Summen jedoch noch nicht als sicher betrachtet. Es konnten sich somit die Maximalsummen noch immer nach oben oder unten verändern, was dementsprechende Auswirkungen zur Folge gehabt hätte.


UPDATE 11.01.2011 - Lage verschärft sich wieder

Wie am Vortag schon erwartet hatten sich die Niederschlagssummen der Vorhersagtmodelle wieder drastisch geändert! Eine genauere Einschätzung von Manfred Spatzierer zu dieser Lage:
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Datenlieferant: Ubimet GmbH

Zu dieser Grafik brauchte man eigentlich nichts weiter sagen. Verbreitet Summen über 50mm in 36h und lokal über 100mm bzw deutlich mehr!


Aktuelle Ausgangslage:

Nach dem leichten Regen seit dem Vortag, hatte es aber vorallem im Süden des Landes bis zu 50mm/24h geregnet und verbreitet über 20mm. Jedoch würde der Süden von diesem Ereignis nicht betroffen sein.
Nördlich des Alpenhauptkammes hatte es verbreitet um die 5mm geregnet, also keine nennenswerten Mengen im Bezug auf das bevorstehende Ereignis.
Die Flüsse führten verbreitet noch Niederwasser bis Mittelwasser, aber wie Manfred Spatzierer schon erwähnt hatte, konnte sich das aufgrund des gefrorenen Bodens und der dadurch schnelleren Ableitung des Niederschlags in die Flüsse, binnen weniger Stunden ändern!
Welche Gebiete genau betroffen sein würden konnte man jedoch zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht ganz genau sagen, da die lokalen Mengen in der Regel stark variieren können.


UPDATE 12.01.2011 - Ereignis galt als gesichert, NS-Summen erhöhten sich!

Mit dem Nachmittag des 12. Jänners 2011, wurde auch die Winterhochwasserlage 2011 eingeläutet, die mittlerweile als gesichert erachtet werden konnte. Manfred Spatzierer hat in seinem Blogeintrag die Lage sehr gut analysiert. Verbreitet 40 bis 60mm Lokal 80 bis 100mm und in Staulagen wahrscheinlich auch punktuell mehr.

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Hier hatte ich den wahrscheinlichen Ablauf des Ereignisses vom Mittwoch dem 12.Jänner bis zum Samstag den Samstag dem 15. Jänner im Detail anhand des 00z Laufs vom 12.01.2011analysiert:

Hier die Prognostizierten NS Summen von Mittwoch 0z bis Mittwoch Mittag 12z
Datenlieferant Ubimet GmbH  
Hier kann man schön die ersten Niederschläge erkennen, und die Summen um bzw verbreitet unter 10mm waren bis zu diesem Zeitpunkt auch schon gefallen.

Mittwoch Nachmittag von 12z bis 18z:
Datenlieferant Ubimet GmbH  
Hier kann man gut erkennen, dass die ersten leichten Niederschläge wieder ab klingen würden und von Westen die Okklusion herein kam

Erste Nachthälfte am Mittwoch von 18z bis 0z:
Datenlieferant Ubimet GmbH 
diese breitete sich rasch über die ganze Alpennordseite aus und brachte vorallem im Westen des Landes sehr starke Niederschläge.

Zweite Nachhälfte am Donnerstag vom 0z bis 06z:
Datenlieferant Ubimet GmbH  
In der zweiten Nachthälfte intensivierten sich die Niederschläge noch weiter und vorallem im Westen des Landes war ab Donnerstag früh auch schon mit ersten Überflutungen, zumindest an Bächen und kleineren Flüssen zu rechnen.

Donnerstag Vormittag von 06z bis 12z:

Datenlieferant Ubimet GmbH
Der Starkregen hielt weiter an und im Laufe des Vormittags würden auch größere Flüsse vorallem in Vorarlberg betroffen sein. Aber auch weiter östlich würden die Flüsse schon deutlich zu steigen beginnen.

Donnerstag Nachmittag von 12z bis 18z:

Datenlieferant Ubimet GmbH
Nach daem sich im Laufe des Nachmittags die Lage im Westen des Landes wieder langsam entspannen würde, intensivierten sich die Niederschläge weiter östlich immer mehr.und nun würde vorallem die Gegend vom Tiroler Unterland bis ins Mostviertel betroffen sein.

Donnerstag erste Nachthälfte von 18z bis 0z:
Datenlieferant Ubimet GmbH
Die heftigen Niederschläge hielten an und spätestens am folgenden Tag würden auch einige Flüsse vom Tiroler Unterland bis ins Mostviertel die HQ1 Marke überschritten haben.

Freitag zweite Nachthälfte von 0z bis 06z:
Datenlieferant Ubimet GmbH
Während ganz im Westen Vorarlberg und Westtirol der Regen ganz aufgehört hat, regnete es weiter östlich bis ins Mostviertel weiterhin sehr stark weiter und und die Hochwasserlage würde sich weiter zu spitzen.

Freitag Vormittag 06z bis12z:
Datenlieferant Ubimet GmbH
Am Freitag Vormittag haben dann aber auch die Niederschläge weiter östlich nach gelassen und es gab nur noch in Staulagen nennenswerte Niederschläge.
Gegen die Mittagszeit bzw am Frühen Nachmittag würd der Niederschlag ganz abklingen.

Niederschlagssummen von Mittwoch 0z bis Donnerstag Mittag 12z:
Datenlieferant Ubimet GmbH
Hier sieht man eindeutig, dass vorallem im Westen verbreitet um die 60mm Fallen würden, lokal in Staulagen an die 100mm möglich waren und auch schon bis ins Mostviertel um die 40mm fallen würden.

Niederschlagssummen von Donnerstag 12z bis Samstag 0z
Datenlieferant Ubimet GmbH
Hier kann man weiter schön erkennen, dass im Westen nun die Niederschläge deutlich nachgelassen hatten, aber weiter östlich vorallem Mostviertel, nochmal an die 100mm in Staulagen generell verbreitet 60 bis 80mm und verbreitet an die 40mm dazu kommen sollten.

Insgesamt ergaben sich somit verbreitet Maxima um bzw über 60mm und in Staulagen waren stellenweise deutlich über 100mm möglich!
Betroffen vom Hochwasser würden bis Donnerstag Vormittag vorallem Vorarlberg und Tirol sein und weiterer Folge auch die Östlicheren Gebiete, bis in der Nacht zum Freitag auch die Flüsse im Mostviertel voraussichtlich bis zur Traisen verbreitet Hochwasser führen.
Ein Donauhochwasser war auch zu erwarten.

Die Schneefallgrenze hatte kaum Auswirkungen, obwohl es noch am Mittwoch zu Mittag bis ca 1000m Schneefall gab
Datenlieferant Ubimet GmbH
Diese stieg bis Donnerstag Mittag deutlich über 1500m, evtl in weiterer Folge noch höher, und somit gab es bis weit rauf Tauwetter, was die Lage noch zusätzlich verschärfen sollte!
Datenlieferant Ubimet GmbH


Somit standen die Zutaten für das Hochwasser bereit:
Denn die Zutaten dafür stehen bereit:
  1. Enorme Regenmengen, die selbst im Sommer nach einer trockenphase verbreitet Hochwasser auslösen würden
  2. Zusätzliches Wasser gespeichert in Form von Schnee im Flachland bis zu 10cm (ca 10 bis 15l/m² zusätzlich) in den Regionen die vom Tauwetter betroffen sein werden doppelt bis vier mal so viel!
  3. Stark durchfrorene, nur Oberflächlich aufgetaute Böden, die das Wasser sehr schnell ableiten und dieses nicht aufnehmen konnten

UPDATE 2 12.01.2011 - Weitere Erhöhung der NS-Summen

Der Neue 06z Lauf zeigte keine gravierende Veränderung des Ablaufs des Ereignisses, setzte aber die NS Summen nochmal ein Stück weiter rauf!

Datenlieferant Ubimet GmbH
Hier kann man schön erkennen, dass in den 36h mit dem meisten Niederschlag, bis Freitag 09z stellenweise über 150mm wie zb in Vorarlberg! Aber auch sonst verbreitet an der Alpennordseite im Flachland 40 bis 60 mm in den Bergen verbreitet um die 80mm und eben in Staulagen über 100mm lokal an die 150mm fallen sollten. Was vorallem für Vorarlberg eine deutliche Zuspitzung der Lage bedeuten würde, aber auch weiter östlich durch die deutlich höheren Mengen eine Verschärfung der Lage bedeutet hat!


UPDATE 13.01.2011 - Alles kommt wie Prognostiziert, leider!

Wie erwartet hatte nun der Starkregen begonnen und auch Manfred Spatzierer hatte diesem Ereignis wieder einen Eintrag in seinem Wetterblog gewidmet:
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Wie erwartet hatte es nun an der Alpennordseite stark zu regnen begonnen. Von Vorarlberg bis ins Mostviertel stellenweise sehr stark! Besonders Flächig und ergiebig waren die Niederschläge von Kufstein bis Gmunden und Liezen. Verbreitet regnete es dort mit NS Raten über 4mm/h, stellenweise auch kurzzeitig mit deutlich über 10mm/h. Aber auch überall anders im genannten Gebiet lagen die Raten um bzw. über 3mm/h wie zb auch in Vorarlberg wo es ebenfalls immer wieder mit bis zu 10mm/h geregnet hat.
Verbreitet hatte es schon über 20mm geregnet, stellenweise schon über 50mm und es regnete nach wie vor sehr stark weiter. Einige Flüsse reagierten Mittlerweile auch schon und vereinzelt erreichten diese vor allem im Westen des Landes die Meldegrenzen, aber auch weiter Östlich begannen die Flüsse zu steigen.

Wie erwartet ließ sich auch über die letzten Stunden eine Verlagerung der Niederschläge etwas weiter Richtung Osten feststellen. In Vorarlberg hatten die Niederschläge allmählich etwas nach gelassen, während es bis zum Mostviertel hin immer stärker zu regnen begonnen hatte. Dort hatte es schon verbreitet 10 bis 30mm geregnet. In Voralberg sind bis zu diesem Zeitpunkt verbreitet um die 40 mm, stellenweise deutlich mehr, gefallen.

An der Prognose von verbreitet 40 bis 60mm in Staulagen stellenweise deutlich über 100mm lokal bis zu 150mm hatte sich nichts geändert.
Auch die Schneefallgrenze lag wie erwartet mittlerweile verbreitet über 1500m.


UPDATE 14.01.2011 - Viel Regen und Hochwasser

Wie Vorhergesagt ist die Hochwasserlage eingetroffen und zahlreiche Flüsse hatten die Hochwassermarke überschritten. Verbreitet hatte es im Nordstau 60 bis 80mm geregnet und stellenweise, wie zb in Kössen/Tirol 124l/m² bis 19h am 14. Jänner. Dort regnete es aber noch immer weiter! Im Flachland waren mittlerweile auch mit verbreitet 20 bis 40mm, stellenweise deutlich mehr, beachtliche Mengen zusammengekommen.

Hier Fotos von der kleinen und großen Erlauf am Scheitelpunkt.

Hier die Kleine Erlauf


Ebenfalls die kleine Erlauf


Obwohl es im Einzugsgebiet der kleinen Erlauf  "nur" um die 30mm geregnet hatte, hatte sie fast die HQ5 Marke am Scheitelpunkt erreicht! Eben um zu verdeutlichen, wie sich gefrorener Boden auswirken kann.

Beim Zusammenfluss der großen kleinen Erlauf


Große Erlauf beim Zizala in Wieselburg


Hier hatte es im Einzugsgebiet bis zu 80mm geregnet, aber dennoch reichen im Sommer diese Mengen nur bei sehr nassen Boden für ein vergleichbares Hochwasser!
An anderen Flüssen war die Lage teilweise noch viel schlimmer!


UPDATE2 14.01.2011 - Resumee und Analyse

Als erstes möchte ich an dieser Stelle auch die Ausführliche Analyse von Manfred Spatzierer erwähnen:

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Meinen Informationen zufolge dürfte Kössen in Tirol mit insgesamt 132,4l/m² Niederschlag seid Mittwoch absoluter Spitzenreiter sein. Aber auch sonst waren verbreitet zwischen 80 und teilweise über 100l/m² im Nordstau gefallen.

Einzig die erwarteten Regenmengen im Westen sind ausgeblieben, aber denoch wurden hier auch die Hochwassermarken erreicht und es hatte verbreitet zwischen 52 l/m² in Bödele und 96 l/m² in Balderschwang geregnet.
Vom Tiroler Unterland bis ins Salkammergut bzw. ins Oberösterreichische Seengebiet wurden die höchsten Niederschlagssummen registriert. Eben absoluter Spitzenreiter war Kössen mit 132,4l/m² gefolgt von der Loferer Alm mit 115,7l/m² und Bad Ischl mit 111,4l/m².
Auch weiter östlich im Mostviertel wurden die erwarteten Niederschlagssummen erreicht, wie zb in Lackenhof mit ca. 110l/m². Auch in Lunz am See hat es 89,7l/m² geregnet.

Alles in allem war meine Vorhersage mit stellenweise in Staulagen bis zu 150l/m² etwas zu hoch gegriffen, aber aufgrund des Maximums in Kössen doch akzeptabel. Auch die Prognose generell für die Staulagen mit 80 bis 100l/m² stellenweise deutlich drüber, hat relativ gut gepasst, und im Flachland um die 40l/m² stellenweise bis zu 60l/m² sind auch gut hingekommen. Ebenso der Ablauf des Ereignisses war auch relativ gut getroffen.

Kurz zum Abschluss noch ein paar Worte zum Hochwasser selbst. In Vorarlberg ist trotz der Verhältnismäßig geringen Mengen an einigen Stationen zumindest die Meldegrenze erreicht worden. Weiter östlich war die Lage teilweise noch schlimmer! Bis ins Mostviertel zur Traisen etwa, wie vorhergesagt, haben die Flüsse größtenteils die Hochwassermarke erreicht.

In weiterer Folge führte nun die Donau Hochwasser und sollte im Laufe der Nacht zum Samstag in Oberösterreich und in den Morgenstunden in Niederösterreich ihren Höhepunkt erreichen.
Aber auch an der Donau würde sich die Lage im Laufe der folgenden Tage wieder entspannen, da keine weiteren Niederschläge mehr zu erwarten waren.

Zum Abschluss noch ein Foto von der Erlauf nördlich von Wieselburg bei einem Durchfluss von ca 180m³/s am 14. Jänner 2011 was einem HQ1 entspricht.