Donnerstag, 29. Mai 2014

Hochwasser an der kleinen Erlauf am 28. Mai 2014

Am 28. Mai 2014 wurde das niederösterreichische Mostviertel zum zweiten Mal binnen weniger Wochen von massiven Überflutungen heim gesucht. Nach dem mitte Mai vorallem die Pielach und große Erlauf betroffen waren, war diesmal die vorallem die kleine Erlauf massiv betroffen.


Bericht:

Kaum zwei Wochen nach dem letzten Hochwasser als sich der Boden schon fast von den massiven Wassermassen erholen konnte, kam das nächste Tiefdruck Gebiet und brachte verbreitet Starkregen. Die Flüsse stiegen um bis zu einem Meter pro Stunde an und das brachte vorallem an der kleinen Erlauf ein signifikantes Hochwasserereignis.
So wie hier in Wang, wo das Flussbett für die Wassermassen zu klein wurde.



Allerdings auch weiter Flussabwärts gab es Ausuferungen wie hier in Marbach an der kleinen Erlauf.


Besonders schlimm traf es den Golfplatz bei Schloss Ernegg


Sogar einzelne Häuser waren in Gefahr überflutet zu werden







ANALYSE:

Wie immer in Anbetracht eines so schrecklichen Ereignisses fragt man sich auch, warum ist das passiert? An diesem Tag war klar, es hat viel geregnet, sehr viel sogar!



Verbreitet fielen binnen weniger Stunden um die 90l/m² stellenweise sogar noch mehr und das auf sehr engem Raum.


In Gresten wurden Niederschlagsraten von 8 bis 12mm/h über mehrer Stunden hinweg registriert und da der Boden nach dem letzten massiven Hochwasser kaum noch Wasser aufnehmen konnte, verursachte das massiv steigende Pegel.


Zeitweise schnellte der Pegel bis zu einen Meter pro Stunde in die Höhe.

Am Niederschlagsradar erkennt man sehr schön, wie sich dieses Starkregenfeld formiert und sich über Stunden hinweg auf dem selben Gebiet ausregnet.



Aber jetzt fragt man sich einmal mehr, Warum?
Die Antwort zeigen die Wettermodelle und zwar handelt es sich um ein sogenanntes Vb-Tief. Solche Tiefdruckgebiete werden von einer Kaltluftzunge (grüner Patzen mit blauem Pfeil) so gelenkt, dass dieses Tief eine besondere Zugbahn einnehmen muss, die sogenannte Vb Zugbahn (schwarzer dicker Pfeil) Hier kommt das Tief am Alpenostrand zu liegen und saugt einerseits warme feuchte Luftmassen vom Mittelmeer an (rote Pfeile), die dann an der kühlen Luft aus Norden (Blauer Pfeil) aus kondensieren und durch die zyklonale Rotation (schwarze kleine Pfeile) an die Alpen gesteuert werden und sich dort auszuregnen.



Die Folgen dieser Wettererscheinung sieht man hier in diesem Video einmal mehr.




SCHLUSSWORT:

Zum Abschluss möchte ich mich noch herzlich bei den Wetterreportern Nik, Christoph  und Jürgen für die Materialsammlung bedanken um diesen Bericht zu ermöglichen.

Sonntag, 18. Mai 2014

Hochwasser 2014

Wie schon wenige Tage vor dem Ereignis befürchtet ist nun leider das Schlimmste eingetroffen und es gab verbreitet ein markantes Hochwasserereignis, stellenweise sogar weit über HQ100!


Bericht:
Am 15. Mai begann es um die Mittagszeit verbreitet zu regnen. Teilweise außergewöhnlich stark mit Niederschlagsraten deutlich über 10mm/h über mehrere Stunden hinweg! Zu diesem Zeitpunkt war ich noch in Wien in meiner kleinen Studentenwohnung und erwartete nichts aufregendes, jedoch sprachen die Messwerte bald eine andere Sprache und langsam sah die Sache etwas gefährlicher aus. Eigentlich musste ich für eine Prüfung am nächsten Tag lernen, doch die Flüsse begannen rasch zu steigen, der Regen wurde immer stärker und es mussten laufend Updates, Warnungen und Statusmeldungen verfasst werden, die mich immer wieder vom Lernskript weg brachten. Gegen 3 Uhr Nachts war endlich Zeit für stolze 2 Stunden Schlaf. Doch gegen 5 Uhr gings schon wieder aufgeregt vor den PC und siehe da, eine weitere massive Verschlechterung der Situation, was eine Akute Hochwasserwarnung verlangte!
Bald darauf gings zur Uni die Prüfung machen, 20 Minuten später nach dem Motto "veni vidi vici" gings ab zum Bahnhof heimwärts und nach einem guten Mittagessen im trauten Heim gings zur Erlauf, die mittlerweile einen bedrohlichen Wasserstand erreicht hatte!




Stellenweise gab es sogar erste Ausuferungen, wie hier am Sandweg.



Ebenso Richtung Messeglände Wieselburg erkannte man schnell, dass die Erlauf einen bedrohlich hohen Pegel erreicht hatte.



Am eindrucksvollsten zeigten jedoch die Wassermassen bei der Fahnerwehr ihr Kraft! Zum Teil meterhohe Wellen schossen mit hoher Geschwindigkeit nur wenige Zentimeter vom Ufer entfernt vorbei







und lautes Getöse ließen die Kraft dieser Fluten erahnen.




Wie zu erwarten gab es leider stellenweise größere Ausuferungen, wie hier zum Beispiel beim  Messegelände Wieselburg.





Zum Glück lies der Regen im Laufe des Nachmittags wieder nach und somit begann sich die Hochwassersituation langsam zu entspannen.

Passend zu den Eisheiligen 2014 kam auch das "Sauwetter" und warum es dazu kam hab ich schon in meiner Prognose vom 14. Mai erklärt.


Ablauf:

Allerdings möchte ich nun den Ablauf des Ereignisses etwas näher betrachten.
Begonnen hat das Niederschlagsereignis am Vormittag des 15. Mai, der Regen intensivierte sich sukzessive und erreichte am Vormittag des 16. Mai seinen Höhepunkt. Danach schwächte sich der Regen wieder ab und nach dem flächendeckenden Starkregen folgten nur noch einige Regenschauer, die zum Glück eine leichte Entspannung der Hochwassersituation zuließen.

Am Niederschlagsradarloop erkennt man sehr schön den Flächendeckenden Starkregen und die verbreitete Schauertätigkeit am Nachmittag des 16. Mai.




Auch anhand der Niederschlagssummen erkennt man wie heftig der Regen war! Von 15. Mai Mittag bis 16. Mai Mittag regnete es verbreitet 100 bis 150 l/m², punktuell noch deutlich mehr!


Von Freitag Mittag bis Samstag Mittag kamen verbreitet weitere 40 bis 60l/m² dazu


und selbst von Samstag Mittag bis Sonntag Mittag kamen nochmals 20-40l/m² dazu.


Somit fielen binnen weniger Stunden verbreitet über 100l/m² Wasser vom Himmel und während des gesamten Wochenendes verbreitet um die 200, punktuell an die 300l/m² (genauere Daten werden bei Bedarf noch ergänzt)

Zur Folge hatte dies ein massives Hochwasser, wie zb am Oberlauf der Pielach, wo es die schlimmsten Überflutungen gab.


Allerdings wurden auch an der Erlauf beachtliche Pegel erreicht, die durchaus das Niveau vom Hochwasser 2007 erreicht haben.





Gut zu erkennen an den Durchflussverläufen sind die stagnierenden Pegel mit der Schauertätigkeit am 17. Mai, was zeigt, dass der Boden absolut kein Wasser mehr aufnehmen konnte.


Schlusswort:


Einmal mehr möchte ich mich an dieser Stelle bei den Feuerwehren und allen Helfern bedanken, die geholfen haben diese Katastrophe zu überstehen!

Zum Abschluss möchte ich noch ein kurzes Video zeigen, was das Ausmaß des Hochwassers in Wieselburg zeigt:




Mittwoch, 14. Mai 2014

Hochwasserprognose 15. bis 18. Mai 2014

UPDATE 15.05.2014 - 18h

Der Regen hat nun begonnen und zwar weitaus stärker als in allen Modellen gezeigt! Vom Ablauf her bleibt das Ereignis zwar wie prognostiziert:
Regenbeginn am Donnerstag, drastische Intensivierung Freitag früh bis Mittag und dann noch weiterer Niederschlag bis Samstag Abend mit eventuellem zweitem Niederschlagsmaximum am Samstag morgen und abklingen im Laufe des Sonntags, hat sich derzeit nichts geändert.
Jedoch aufgrund der höheren Intensität sind mancherorts 200 bis 250l/m² oder auch mehr bis Sonntag Abend durchaus möglich! Was vorallem vom Ybbstal bis zum Wienerwald Durchflüsse von HQ10 oder mehr bedeutet!
Weitere Updates folgen!

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Nach Monate langer Pause, viel Stress an der Uni und nur wenigen nicht besonders beeindruckenden Ereignissen in der Natur, nimmt die langweilige Periode endlich ein Ende! Der Sommer 2014 beginnt zu den Eisheiligen mit einem signifikanten Sturmtief, welches entlang der Alpennordseite für Hochwasser und in der gesamten Osthälfte Österreichs für Sturm sorgen wird!

Aber alles schön der Reihe nach, zuerst kommt der

Wind:

Mit dem heutigen Mittwoch nimmt der Wind sukzessive zu und wird spätestens am Abend Sturmstärke erreichen. Vor allem am Alpenostrand werden Böen über 100km/h erwartet, auf den Bergen wird der Wind sogar Orkanstärke mit über 130km/h erreichen, stellenweise werden bis zu 170km/h erwartet!

Da die Bäume mittlerweile voll belaubt sind wird es vermehrt zu Windbruch kommen und vorallem dort wo der Boden schon gut durchnässt ist vermehrt zu Windwurf. Aufgrund dieser Situation ist mit massiven Schäden zu rechnen.
Hier an der Windanimation kann man schön erkennen, dass der Höhepunkt des Sturmes am Donnerstag Abend erreicht wird.



1kt (Knoten) = 1,852 km/h

Im Laufe des Freitags wird der Sturm allerdings wieder rasch abflauen und in der Nacht auf Freitag der Regen massiv intensivieren, wie man hier an der Niederschlagsanimation deutlich erkennen kann.

Niederschlag - GFS & WRF:


Anhand dieser Animation erkennt man sehr schön die derzeit noch vorherrschenden konvektiven Niederschläge (Schauer) entlang der Nordalpen. Am Donnerstag Vormittag  schwenkt bereits das erste Niederschlagsfeld von Nordosten herein und verlagert sich zu den nördlichen Kalkalpen. In weiterer Folge in der Nacht zum Freitag verstärken sich die Niederschläge massiv und es ist flächendeckend mit Niederschlagsraten von deutlich über 5mm/h zu rechnen! Verstärkend kommen hier allerdings noch Staueffekte in den Bergen und konvektive Verstärkung hinzu! Erst im Laufe des Freitag Nachmittags wird der Niederschlag wieder langsam schwächer. Allerdings ist am Samstag mit weiterem Dauerregen zu rechnen, der im Waldviertel und Mühlviertel intensiv ausfallen kann, und vorallem am Sonntag verbreitet mit kräftigen Schauern, die die bis dahin entstandene Hochwassersituation kaum entschärfen werden, wenn nicht sogar punktuell noch verschlimmern können!

Interessant ist bei solchen Ereignissen allerdings auch die Niederschlagsverteilung,  hier vom amerikanischen GFS Modell die berechneten Summen bis Samstag Morgen.



Ein ähnliches Bild zeigt auch das so genannte WRF-Model des US-Militärs.


Auch wenn man weiter in die Zukunft blickt ändert sich entlang der Alpen bezüglich der Niederschlagssummen nicht besonders viel. Flächendeckend um die 100l/m² in Staulagen und durch konvektive Verstärkung stellenweise wahrscheinlich über 150l/m²!



Niederschlag ECWMF:

Etwas anders prophezeit den Ablauf des Niederschlagereignisses allerdings das englische ECMWF-Modell:




Hier erkennt man ebenfalls die Schauertätigkeit des Mittwochs und das Hereinschwenken des Niederschlags in der Nacht auf Freitag. Jedoch erwartet dieses Modell nach einer leichten Abschwächung am Freitag tagsüber, noch eine weitere deutliche Verstärkung des Niederschlags in der Nacht auf Samstag, was den Hochwasserscheitel in den Voralpen nicht am Freitag Nachmittag wie bei GFS, sondern erst am Samstag Vormittag  bringen würde. Ebenso ist hier deutlich stärkerer konvektiver Einfluss berechnet, weshalb manche Vorhersagen bis zu 200l/m² prognostizieren.

Schlussforlgerung Niederschlag:

Stellt man die amerikanischen Modelle und das europäische gegenüber, kommt man dennoch auf ein einheitliches Bild mit verbreitet 100 bis 150l/m². Dieser Niederschlag ist weitläufig konvektiv durchsetzt und dann kommen nochmals Staueffekte am Alpennordrand dazu, was über 50% mehr Niederschlag bringen kann!
Hauptsächlich betroffen sein wird die Region vom Salzkammergut bis zum Wienerwald, wobei wie gewohnt bei solchen Lagen Hotspots die Flüsse Enns/Steyr, Ybbs, Erlauf, Pielach, Traisen so wie die Flüsse des Wienerwaldes sein werden! Hier ist verbreitet zumindest mit einem HQ5 zu rechnen, voraussichtlich auch höher! Hochwasserrekorde sollten allerdings keine gebrochen werden.
Somit sind Überflutungen und Muren zu erwarten. Durch den vermehrten Windbruch und Windwurf durch den Sturm können die Flüsse mehr Treibholz als normal führen, wodurch Verklausungen an Brücken begünstigt werden können!

Erst zu Beginn der neuen Woche wird sich die Hochwassersituation dann wieder überall entspannen.

An der Donau, nachdem uns der Schrecken des letzten Jahres noch in den Gliedern sitzt, wird es allerdings nicht so tragisch werden, da die großen Donauzubringer im Oberlauf westlich von Linz nur teilweise die Hochwassermarke erreichen werden und in den Alpen oberhalb von 1200m Schneefall zu erwarten ist. Die Hochwassermarke wird aber an der Donau dennoch überschritten werden!
Gefährlicher könnte es allerdings an der March werden, da hier große Wassermengen aus Tschechien kommen.


WARUM???

Eine Frage, die sicher wieder viele beschäftigen wird und man kann es ganz einfach erklären. Mittlerweile ist die Strahlungsintensität der Sonne dem Sommermaximum sehr Nahe und heizt somit das Land und die Luftmassen relativ stark auf. Da das Meer länger braucht um sich zu erwärmen kommt es zu Temperaturunterschieden, die in massiven Druckunterschieden resultieren. Geraten erwärmte und noch kühle Luftmassen aneinander entsteht ein Tiefdruckgebiet, so wie hier aufgezeigt ist über dem Balkan. Die feucht milden Luftmassen vom Mittelmeer und die kühlen Luftmassen aus Norden bieten optimale Bedingungen für die Entstehung dieses Sturmtiefs und diese Unterschiede werden ausgeglichen.

Das hier ist die aktuelle Karte, derzeit sind wir heute Mittwoch noch im Einfluss der Schaueranfälligen kalten Luft, morgen wird die Warmfront dann den starken flächigen Regen bringen.





Bleibt mir zum Abschluss nur noch zu sagen, dass sich die betroffenen Gebiete gut vorbereiten sollen, den Leuten dort das Beste zu wünschen und, dass es hoffentlich nicht so schlimm wie hier prognostiziert wird!